Warum Outsourcing heute auf der Agenda steht
Es ist Montagnachmittag in einer Fertigungshalle für Mobilitätshilfen. Die erste Charge eines neuen Aktivrollstuhls ist gerade aus der Vormontage gekommen. Doch in der Endkontrolle stauen sich bereits die Baugruppen: Zwei Mitarbeitende fehlen krankheitsbedingt, einer ist in der Einarbeitung, und die dritte Kollegin ist mit einer aufwendigen Reklamation beschäftigt. Die Produktionsleitung weiß: Eigentlich müsste jetzt eine flexible Reserve einspringen. aber es gibt keine.
Diese Szene ist kein Einzelfall. Sondern Realität in vielen Fertigungsbetrieben, insbesondere in der Rehatechnik und Medizintechnik. Warum? Weil Unternehmen mit wachsender Variantenvielfalt, steigenden regulatorischen Anforderungen und begrenzten Personalressourcen gleichzeitig jonglieren müssen. Und genau an dieser Stelle kommt das Thema Outsourcing ins Spiel.
Montage- und Rework-Dienstleistungen auszulagern, ist kein Zeichen von Schwäche. Es ist vielmehr ein strategisches Werkzeug, um interne Ressourcen zu schützen, Qualität zu sichern und gleichzeitig die eigene Innovationsfähigkeit zu stärken.
Ob es um die Serienmontage von Baugruppen, die Nacharbeit fehlerhafter Komponenten oder die komplette Qualitätssicherung einer Produktlinie geht: Dienstleister wie Schlander & Blum übernehmen Aufgaben, die sonst das eigene Team überlasten oder gar ausbremsen würden.
Aber: Outsourcing ist keine Entscheidung, die man leichtfertig trifft. Sie verlangt ein klares Verständnis der eigenen Prozesse, ein Abwägen der Risiken und ein realistisches Zielbild.
Was bedeutet das für Sie als Hersteller? Genau diese Fragen beleuchten wir in den folgenden Kapiteln – offen, praxisnah und mit Fokus auf konkrete Entscheidungshilfen.
Geschätzte Lesezeit: 8 Minuten
Diese Vorteile bringt Ihnen Outsourcing, wenn Sie es richtig angehen
Outsourcing ist kein Allheilmittel, aber es kann ein strategischer Hebel sein, wenn Sie an der richtigen Stelle ansetzen. Vor allem dann, wenn Ihre interne Fertigung am Limit arbeitet, neue Produktlinien parallel starten oder Fachkräfte für komplexere Aufgaben gebraucht werden.
1 | Entlastung Ihrer Teams – dort, wo es zählt
Stellen Sie sich vor, Ihre erfahrenste Montagemitarbeiterin verbringt einen halben Tag mit dem Nachziehen von Verschraubungen oder dem Umpacken von Baugruppen. Aufgaben, die wichtig, aber nicht wertschöpfend sind.
Ein externer Partner kann diese Tätigkeiten übernehmen und Ihre Fachkraft bleibt da, wo sie den größten Impact hat.
Ein Beispiel aus unserer Praxis: Bei einem Hersteller von elektronischen Mobilitätshilfen lagern wir die finale Funktionsprüfung inklusive Dokumentation aus. Das spart nicht nur Zeit, sondern auch Nerven, besonders in MDR-sensiblen Bereichen.
2 | Mehr Flexibilität bei schwankender Auslastung
Neue Produkte, wechselnde Auftragsmengen oder saisonale Spitzen, gerade in der Reha- und MedTech-Branche ist die Produktionskurve selten konstant. Outsourcing gibt Ihnen die Möglichkeit, flexibel auf Bedarf zu reagieren, ohne Personal auf- oder abbauen zu müssen.
Diese Frage sollten Sie sich stellen:
„Was passiert mit meinen Lieferzeiten, wenn nächste Woche plötzlich 30 % mehr Aufträge reinkommen?“
Mit einem externen Dienstleister im Hintergrund bleibt Ihre Fertigung skalierbar – bei gleichbleibender Qualität.
3 | Kosten im Griff – Stück für Stück
Fixkosten sind die stille Belastung vieler mittelständischer Hersteller. Jeder Quadratmeter Produktionsfläche, jede Maschine und jede Stelle bindet Kapital. Outsourcing verwandelt Teile dieser Fixkosten in variable Kosten.
Sie zahlen nur für tatsächlich geleistete Montage- oder Rework-Arbeiten und behalten so Ihre Marge im Blick.
Gerade bei Produktlinien mit kleinen Losgrößen oder hoher Variantenvielfalt kann das ein entscheidender Vorteil sein.
4 | Zugang zu Spezial-Know-how & moderner Technik
Nicht jede Fertigung braucht einen Reinraum. Nicht jedes Unternehmen kann (oder will) in automatisiertes Rework investieren. Muss es auch nicht, wenn das Wissen und die Technik ausgelagert werden können.
Beispiel: Bei Schlander & Blum setzen wir spezialisierte Rework-Stationen mit Lichtleitsystemen und automatisierter Prüfdatenerfassung ein. So lassen sich auch komplexe Baugruppen effizient und normkonform nachbearbeiten, ohne dass Ihr internes Team eingreifen muss.
Outsourcing bringt Klarheit: über Ihre Ressourcen, Ihre Prozesse und Ihre Möglichkeiten. Richtig eingesetzt, entlastet es Ihre Fachkräfte, senkt Kosten, sichert Qualität und hält Ihre Produktion beweglich.
Wo Outsourcing an seine Grenzen stößt und worauf Sie achten sollten
So überzeugend die Vorteile klingen, Outsourcing ist kein Selbstläufer. Es braucht Weitsicht, klare Absprachen und manchmal auch die Bereitschaft, bewusst nicht auszulagern. Denn bestimmte Aufgaben, Baugruppen oder Prozesse gehören ins Haus. Punkt.
1 | Kritische Baugruppen: Nicht alles darf raus
In der Medizintechnik gibt es Komponenten, bei denen Hersteller aus regulatorischen oder haftungsrechtlichen Gründen besonders vorsichtig sein müssen. Dazu gehören etwa sicherheitsrelevante Elektronik-Baugruppen, Bauteile mit Körperkontakt oder sensible Steuerungseinheiten.
Diese Frage solltest du dir stellen:
„Welche Teile meines Produkts würde ich im Ernstfall persönlich vor der Prüfbehörde vertreten wollen?“
Was sicherheitskritisch ist, bleibt idealerweise intern, oder wird nur an zertifizierte, langjährig erfahrene Partner ausgelagert, die die Anforderungen der ISO 13485 vollständig erfüllen.
2 | Transparenzverlust durch komplexe Schnittstellen
Je mehr externe Dienstleister eingebunden sind, desto größer wird die Herausforderung im Tagesgeschäft:
- Lieferstatusabfragen
- Prüfberichte
- Rückfragen bei Reklamationen
- Synchronisierung von Stücklisten, Softwareständen, Seriennummern
Wenn hier keine gut abgestimmten Prozesse existieren (z. B. EDI, PIM oder Schnittstellen zum QMS), entsteht schnell ein Blindflug, der teuer werden kann.
Tipp: Arbeiten Sie nur mit Partnern, die digitale Rückverfolgbarkeit und vollständige Prozessdokumentation anbieten, etwa über CAQ-Systeme oder digitale Checklisten.
3 | Abhängigkeiten vermeiden – mit gesundem Gleichgewicht
Ein häufiger Fehler: das gesamte Know-how oder ganze Wertschöpfungsstufen komplett auszulagern, ohne Backup-Plan. Das kann gutgehen, oder zu schmerzhaften Abhängigkeiten führen, wenn der Partner plötzlich Kapazitätsengpässe hat, die Preise neu verhandelt oder Qualitätsprobleme auftreten.
Empfehlung:
- Wichtige Kernprozesse nur teilweise auslagern (z. B. Rework, aber nicht Montage + Prüfung)
- Zweitquellen aufbauen (Dual-Sourcing)
- internes Know-how sichern durch Dokumentation, Schulungen und regelmäßigen Wissensaustausch
Outsourcing ist kein Alles-oder-Nichts. Wer klare Grenzen zieht, Verantwortlichkeiten absichert und auf digitale Transparenz achtet, kann Risiken minimieren und bleibt Herr über das eigene Produkt.
Diese Entscheidungshilfen helfen bei der richtigen Outsourcing-Strategie
Zwischen „Alles intern“ und „Komplett auslagern“ liegen viele sinnvolle Zwischenlösungen. Entscheidend ist, dass Sie die richtigen Fragen stellen und systematisch klären, was wirklich ausgelagert werden kann, soll und darf. Dieser Abschnitt gibt Ihnen ein klares Raster an die Hand.
Entscheidungsraster: 5 zentrale Fragen
1. Wo liegen meine Engpässe?
- Gibt es Arbeitsschritte, die besonders personalintensiv sind oder regelmäßig Rückstände verursachen?
- Beispiel: manuelle Endkontrolle, bei der es regelmäßig zu Lieferverzögerungen kommt.
2. Welche Teile meiner Wertschöpfung sind standardisierbar?
- Repetitive, klar dokumentierte Abläufe eignen sich besonders gut für Outsourcing.
- Beispiel: das Umpacken, Labeln und Verschrauben von vorkonfektionierten Modulen.
3. Wie viel regulatorisches Risiko ist mit der Aufgabe verbunden?
- Gilt die Baugruppe als sicherheitsrelevant? Gibt es Körperkontakt oder direkte Produkthaftung?
- Wenn ja: nur mit validiertem Partner (z. B. Schlander & Blum mit ISO 13485).
4. Wie flexibel muss ich sein?
- Wenn Ihre Produktionsmengen stark schwanken, ist ein externer Dienstleister ein Flexibilitätshebel.
- Aber: Sind die Vorlaufzeiten lang? Gibt es Mindestmengen? → Vertraglich klären.
5. Welche internen Ressourcen will ich wirklich selbst aufbauen und wo lohnt sich das nicht?
- Braucht es wirklich einen eigenen Rework-Arbeitsplatz mit Personal, Prüfmitteln und CAQ-Schnittstelle?
- Oder ist es wirtschaftlicher, auf spezialisierte Rework-Dienstleister zurückzugreifen?
Checkliste: Wann ist Outsourcing sinnvoll?
Aussage | Trifft zu? |
Unsere Montage arbeitet regelmäßig am Limit | ⬜ |
Bestimmte Prozesse könnten standardisiert übergeben werden | ⬜ |
Unsere Reklamationsquote steigt bei Auftragsspitzen | ⬜ |
Wir haben keinen Zugang zu bestimmten Technologien (z. B. automatisierte Prüfung) | ⬜ |
Wir wollen fixkostenarme Skalierungsmöglichkeiten | ⬜ |
Ergebnis: Bei 3 oder mehr Häkchen lohnt sich eine konkrete Outsourcing-Prüfung.
Die Entscheidung für oder gegen Outsourcing ist keine Bauchentscheidung, sondern lässt sich strukturiert vorbereiten. Wer seine eigenen Engpässe und strategischen Ziele kennt, kann gezielt auslagern – mit mehr Sicherheit, weniger Risiko und einer Produktion, die wirklich das leistet, was zählt.
Outsourcing als strategischer Hebel richtig nutzen
Outsourcing ist kein Trend, sondern eine Reaktion auf die Realität moderner Fertigung. In der Reha- und Medizintechnik bedeutet das: hohe Produktindividualisierung, komplexe regulatorische Anforderungen und gleichzeitig ein zunehmender Fachkräftemangel. Die große Herausforderung? Alles unter einen Hut zu bringen, ohne die Qualität oder Lieferfähigkeit zu gefährden., Outsourcing von Montage- und Rework-Dienstleistungen ist kein Entweder-oder, sondern ein situativ einsetzbares Werkzeug. Es schafft Luft in engen Prozessen, ermöglicht Flexibilität bei Auftragsspitzen und öffnet den Zugang zu spezialisiertem Know-how, das sich intern kaum wirtschaftlich aufbauen lässt.
Gleichzeitig braucht es klare Grenzen. Denn nicht jeder Prozess lässt sich ohne Weiteres auslagern und nicht jeder Dienstleister passt zur eigenen Struktur. Wer jedoch strukturiert entscheidet, digital dokumentiert und partnerschaftlich zusammenarbeitet, kann mit Outsourcing nicht nur Engpässe überbrücken, sondern seine eigene Fertigung robuster, skalierbarer und zukunftssicherer gestalten.
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